Haltungslinie

  Haltung prägt unser berufliches und soziales Leben nachhaltig. Sie geht über eine individuelle Entscheidung hinaus – sie entwickelt sich >>>

Ansichtssache

  Wir aus der Kreativwirtschaft schöpfen aus einer Vielfalt an Fähigkeiten, um das Unmögliche möglich zu machen, differenzierende Ideen zu >>>

Was tun
Sie für Ihr
Wohlbefinden?

Denk­spielraum
N° 92

Authentizität: Wunsch und Wirklichkeit

  „Könnte es sein, dass es reicht? Dass man anfängt, sich nach Lüge und Fälschung und Illusion zu sehnen, weil >>>

Haltungslinie

  Haltung prägt unser berufliches und soziales Leben nachhaltig. Sie geht über eine individuelle Entscheidung hinaus – sie entwickelt sich >>>

Wie viel
Freiheit
hat Ihr Kopf?

Denk­spielraum
N° 93

Ansichtssache

  Wir aus der Kreativwirtschaft schöpfen aus einer Vielfalt an Fähigkeiten, um das Unmögliche möglich zu machen, differenzierende Ideen zu >>>

Claudia Gilhofer
|
25. August 2024

Authentizität: Wunsch und Wirklichkeit

 

„Könnte es sein, dass es reicht? Dass man anfängt, sich nach Lüge und Fälschung und Illusion zu sehnen, weil auf einmal jeder nur noch eines sein möchte: authentisch? Und weil man den Menschen, die von sich behaupten, es zu sein, alles Mögliche glaubt, nur genau das eben nicht?” Dieses Zitat stammt aus dem Artikel ‚Authentizität‘ von Tobias Haberl, der 2010 in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Seine damaligen Nachforschungen im Archiv zeigten, dass in der Woche, in der dieser Artikel verfasst wurde, in der deutschen Presse 53 verschiedene Dinge als authentisch bezeichnet wurden: die Villa eines französischen Ehepaars, der Geschmack einer Tiefkühlpizza, eine Jeans, ein Parfum und noch einige Dinge mehr. Authentische Dinge. Lassen Sie sich das einmal durch den Kopf gehen. Schon verrückt, was?

 

Dem Wort ‚Authentizität‘ ist längst der Sinn verloren gegangen. Wir haben ihn ausgetrieben. Verwässert. Verblassen lassen. Und jetzt? Schlummert neben dem Drang zur Selbstoptimierung und Selbstinszenierung noch ein wenig Bewusstsein für den tieferen Sinn? Ist uns klar, was es bedeutet? Was es wirklich bedeutet, authentisch zu sein?

 

Jonathan Sierck stellt in seinem 2016 veröffentlichten Buch Selbstbewusstsein & Authentizität‘ die provokante Frage „Was mache ich bitte, um ich selbst zu sein? Gibt es dafür eine Checkliste?”. Heute finde ich schon bei nur kurzer Recherche unzählige Tipps und Tricks und, ja: sogar Checklisten zum Thema ‚Authentizität‘. Lassen Sie das einmal auf sich wirken. Schon erstaunlich, was?

 

Manchmal maßen wir uns sogar an, beurteilen zu können, ob jemand authentisch ist oder nicht. Der Prädikatsstempel wird schnell aufgedrückt, selbst wenn wir die Person kaum kennen. Meist schon nach kurzer Beobachtung, ohne sich die Mühe eines zweiten Blicks zu machen. Kennen Sie das auch?

 

Nichts hat mit Authentizität zu tun, wenn ‚Fake it till you make it’ zum Lebensmotto wird und man das so lange tut, bis sich das Gekünstelte endlich natürlich anfühlt. Wenn einem der Sinn nur danach strebt, alles richtig einzuüben: ‚check‘, einzustellen: ‚check‘, nachzuahmen: ‚check‘ – wo bleibt dann das Selbst? Verbissener Ehrgeiz führt nicht zwangsläufig zum gewünschten Erfolg. Vergleiche mit anderen ebenso wenig. Glatte Oberflächen wissen selten Neues zu erzählen. Im seichten Wasser verliert das Interesse durch die Langeweile schnell an Schwung. Es zieht weiter und findet fernab flüchtiger Vergleiche endlich spannend Neues zu entdecken, das die Neugier wirklich nährt.

 

Noch etwas: Ausnahmslos immer authentisch zu sein, ist eine Illusion. In der Bewunderung eines Menschen sehen wir oft nur das, was wir sehen wollen und blenden alles andere aus. Selbst wenn wir glauben, authentisch zu sein, sind wir es nicht in jedem Moment. Wir alle tragen Aspekte in uns, die wir nicht mögen oder nicht zeigen wollen. Aus Angst vor der Bewertung anderer oder dem Verlust von Sympathiewerten halten wir unsere vermeintlichen Schattenseiten lieber im Verborgenen. Während wir den Mut und die Authentizität anderer bewundern, sind wir selbst oft zu feige, mehr Facetten von uns zu zeigen. Welchen Preis zahlen wir, wenn wir uns verstellen? Wenn wir weder authentisch noch standhaft sind?

 

Eines möchte ich noch in Erinnerung rufen: Dinge und Marken haben kein Bewusstsein und können daher nicht authentisch sein – dieses Privileg liegt allein bei uns Menschen. Weniger ‚check‘ und mehr Bewusstsein wären ein gesundes Fundament, auf dem sich ein authentisches Selbst aufbauen lässt. Was denken Sie?

 

Wird es nicht endlich Zeit, Druck abzulassen? Sich weniger stark an äußeren Erwartungen zu orientieren und wieder mehr auf sich selbst zu hören? Lassen Sie das einmal sacken.

 

Schaffen Sie es?

 

 

// Schreiben Sie mir

 

Mit den besten Wünschen

Claudia Gilhofer

Never stop evolving.
Stay human.

[ Kommunikation | Mensch | Marke ]

__

gil com | creative identity and beyond
Für wertschätzende Kommunikation + für die Förderung persönlichen Wachstums, der Markenauthentizität, einer motivierenden Unternehmenskultur, sowie dem Eröffnen neuer Denkspielräume.

Claudia Gilhofer:
Creative Planner, Kommunikationspsychologin i.A., Systemischer Business Coach, Facilitator, Mentorin, Sparringspartnerin, VR Expert (XR-C)

// Newsletter abonnieren

Archiv

Archive

b•o_o•stometer

weniger mehr
Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf und kennzeichnen Sie dann den Level Ihrer Erkenntnis mit dem Impulszeichen auf der Skala. Bereit für die nächste Frage?